Senkung der Mehrwertsteuer auf Gas — Wie viel Geld sparen Verbraucher wirklich?
Laut derzeitigem Stand gilt die Senkung der Mehrwertsteuer auf den gesamten Gasverbrauch. Bisher galt ein Prozentsatz von 19 Prozent auf Gas, wie für alle anderen Waren wie Lebensmittel und Bücher. Mit der Mehrwertsteuersenkung sollen die Mehrkosten für die ab dem Oktober fällige Gasumlage ausgeglichen und der Gaskrise entgegengewirkt werden. Allerdings sind Unternehmen laut Gesetz nicht verpflichtet, die Senkung der Mehrwertsteuer an den Verbraucher weiterzugeben. Bundeskanzler Scholz appellierte an alle Energieunternehmen, die Steuersenkung eins zu eins an den Verbraucher weiterzugeben.
Wieso wird die Mehrwertsteuer gesenkt?
Mit der beschlossenen Gasbeschaffungsumlage zahlen Verbraucher zukünftig noch mehr für Gas. Ab Oktober 2022 werden 2,419 Cent pro kWh für die Gasumlage auf jeder Energierechnung berechnet. Das kommt zu den ohnehin hohen Gaspreise hinzu. Um die Verbraucher dahingehend zu entlasten, wurde die Senkung der Mehrwertsteuer beschlossen.
Ab wann und wie lange gilt die Mehrwertsteuersenkung für Gas?
Ab dem 01. Oktober soll die Senkung der Mehrwertsteuer auf sieben Prozent in Kraft treten. Der Beschluss muss allerdings noch vom Bundestag und Bundesrat zugestimmt werden. Was feststeht ist, dass die Senkung nicht auf Dauer sein wird. Die Mehrwertsteuer wird so lange gesenkt, wie die Gasumlage erhoben wird. Die Umlage wird ab Oktober 2022 berechnet und ist bis März 2024 befristet.
Wie viel Geld sparen Verbraucher wirklich?
Wie der Tabelle entnommen werden kann, hat ein 1-Personen-Haushalt mit einem Gasverbrauch von 7.000 kWh zuvor mit der 19% Mehrwertsteuer 1.172€ im Jahr für Gas bezahlt. Mit der Mehrwertsteuersenkung können 138€ gespart werden (118€ für den Gaspreis und 20€ für die Gasumlage). Ab Oktober muss der 1-Personen-Haushalt die 181€ für die Gasumlage zahlen, welche mit der 138€ Mehrwertsteuerersparnis nicht komplett aufgefangen wird. Ähnlich sieht das bei einem 4-Personen-Haushalt mit einem 23.400 kWh Jahresgasverbrauch aus. Durch die Senkung der Mehrwertsteuer werden 442€ gespart, wohingegen die Gasumlage 606€ im Jahr kostet.
*Preise beruhen auf einem Arbeitspreis von 9.82 Cent pro kWh und einem Grundpreis von75€ im Jahr.
Gleicht die Mehrwertsteuer-Senkung die Mehrkosten der Gasumlage voll aus?
Dem Bundeskanzler Scholz nach, soll die Entlastung durch die Senkung der Mehrwertsteuer größer sein als die Mehrkosten, die durch die Gasumlage verursacht werden. Experten bezweifeln dies jedoch. Die Höhe der Gasumlage beträgt 2,419 Cent pro kWh zuzüglich Mehrwertsteuer. Berechnungen zufolge fängt die Entlastung durch die Mehrwertsteuersenkung die Mehrkosten nicht auf bzw. hängt das ganz stark vom Einzelfall ab. Sie würde die Mehrkosten für die Gaskunden etwas abfedern, allerdings nicht komplett ausgleichen.
Wird es weitere Entlastungen für den Verbraucher geben?
Die Diskussion um das dritte Entlastungspaket ist nach der Ankündigung der Gasanlage entfacht. Etwa die Hälfte aller Haushalte in Deutschland heizt mit Gas. Bundeskanzler Scholz kündigte bei der Mehrwertsteuersenkung weitere Schritte an, um die deutsche Bevölkerung weiter zu entlasten. Scholz nach soll niemand in der Krise allein gelassen werden. Das nächste Entlastungspaket soll im Oktober kommen.
Wieso wird nicht auf die Mehrwertsteuer verzichtet?
Die Bundesregierung wollte gänzlich auf die Mehrwertsteuer bei der Gasumlage verzichten und dafür sorgen, dass der Staat nicht mitverdient. Der Vorschlag, die Gasumlage von der Mehrwertsteuer zu befreien, wurde von der EU Kommission abgelehnt. Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni verneinte dies, da bei der Art von Abgaben keine Ausnahme gemacht werden dürfte. Er schlägt der deutschen Regierung vor, die Mehrwertsteuereinnahmen aus der Umlage an “bedürftige” Haushalte zurückzugeben. Nach EU-Recht wäre es zudem erlaubt, den Mehrwertsteuersatz auf fünf Prozent zu senken. Bisher hatte die Bundesregierung eine Senkung von sieben Prozent angekündigt.